Vortrag am 21.05.2025: „Die Rolle der ehemaligen Kolonialmächte in Afrika“
Am Mittwoch, dem 21. Mai 2025 sprach Herr Oberstleutnant Michael Hellerforth über das „Postkoloniale Afrika im 21. Jahrhundert“. Als Offizier mit deutscher und französischer Staatsbürgerschaft, mit mehrjähriger Einsatzerfahrung darunter auch in Afrika, gab er den Zuhörern grundlegende Einblicke in das Weltgeschehen seit der Entkolonialisierung der 60er Jahre und für das Verständnis heutiger Probleme.
Oberstleutnant Hellerforth führte aus, dass Afrika wird in seinen Dimensionen schwerlich wahrgenommen wird, ist es doch größer als Europa, Indien und China zusammen. Auf diesem Kontinent werden 80% der Weltsprachen gesprochen. Die Kolonialmächte teilten sich die Landmasse im 19. Jahrhunderts auf und legten Grenzen am Schreibtisch fest. Kultur-, Sprachräume blieben unberücksichtigt, natürliche Gegebenheiten, wie z.B. daß die Niger-Hochwasser jährlich Millionen an Menschen über Monate von den Machtzentren abschneiden, sind unbekannt. Räume von der Größe Belgiens mit ca. 3 Mio. Menschen wurden von ca. 5.000 Vertretern eines Staates (Beamte) verwaltet.
Afrika ist ein wunderbares Land; reich, vielschichtig, das dem Vortragenden offensichtlich ans Herz gewachsen ist. Ein Kontinent, der unter der Kolonialgeschichte leidet, zugleich aber weiterhin profitiert. So z.B. durch die Infrastruktur, die Bildung/Sprache, die Währungszonen. Die Internet-Kommunikation in Westafrika ist besser als bei uns, modernste Städte und Slams liegen nebeneinander und neue Bewegungen treffen auf alte Verhaltensmuster. In diese Gemengelage greift mehr und mehr China und Russland ein, während die alte Großmacht Frankreich versucht, ihren kulturellen Einfluß zu bewahren und die Briten sich weitgehend zurückgezogen haben. Besonders China versucht planvoll seine Großmachtinteressen (z.B. neue Seidenstraße) zu verfolgen, Rußland durch Destabilisierung der Region für Probleme in Europa (auch durch Migration) zu sorgen.
Der Vortragende schloß mit dem Ausblick, dass es positive Entwicklungen in den Städten sowie eine Stabilisierung in einigen Staaten gibt. Doch kann auch eine erneute Kolonialisierung (wie z.B. durch China) nicht ausgeschlossen werden.